Brillengläser sind in aller Regel behandelte Gläser, welche durch ein Gestell vor den Augen gehalten werden, um diese entweder zu schützen oder ein eingeschränktes Sehen auszugleichen. Bei der Korrektur von Sehstörungen werden die Gläser entsprechend dem Problem geschliffen und geformt.
Auch wenn von Glas gesprochen wird, werden heute nur noch etwa 10% der Sehhilfen aus mineralischem Silikat, also „konventionellem Glas“ hergestellt. Die restlichen 90% der Brillen werden mit behandelten Kunststoffscheiben ausgestattet. Mit spezialisierten Beschichtungen oder Schliffen können Brillengläser auf alle möglichen Situationen individuell angepasst werden. In Zusammenarbeit mit dem Augenarzt oder dem Optiker werden für alle Dioptrienwerte die darauf abgestimmten Korrekturgläser ermittelt und das richtige Glas in der richtigen Fassung gefunden. Mit den heutigen Möglichkeiten kann jedes Sehproblem ins rechte Licht gerückt werden.

Kunststoffgläser

Sehhilfen aus Kunststoffglas, auch organisches Glas genannt, sind gegenüber konventionellen Gläsern im Vormarsch. Die Korrekturhilfen oder Schutzgläser aus Kunststoff sind besonders im Sportbereich oder bei Kindern von Vorteil, denn die hohe Bruchfestigkeit steigert die Sicherheit der Augen massiv. Aber auch in vielen Berufen werden die stabilen Gläser erfolgreich zum Schutz der Augen eingesetzt. Kunststoffgläser sind auch beständig gegen Funkenflug und Splitter, was sie bei bestimmten Arbeiten unentbehrlich macht. Die Brillen aus organischen Gläsern sind aber in erster Linie besonders leicht im Vergleich zu konventionellen Brillengläsern und sind daher in puncto Tragekomfort klar im Vorteil. Da sie aber äußerst oberflächenempfindlich sind und daher schnell Kratzer bekommen, ist es klug, sich eine Oberflächenbeschichtung auf diesen Gläsern zu leisten. Kunststoffgläser bieten viele zusätzliche Optionen der Veredelung, wie Entspiegelungen, Tönung oder ein integrierter UV-Schutz.

Mineralgläser

Obwohl Mineralgläser, auch als Silikatglas bekannt, nur noch 10% der verkauften Brillengläser ausmachen, hat die Verwendung von mineralischem Glas Vorteile. Die höhere Kratzfestigkeit des konventionellen Glases gegenüber dem Kunststoffglas, und der günstigere Preis sind zwei gute Gründe für die Wahl eines Mineralglases. Aber auch bei Bi- und Trifokalbrillen und Gleitschichtgläsern ist die Wahl von Mineralgläsern oft die Richtige, denn die unterschiedlichen Sehzonen verschmelzen ohne lästige Kanten. Sie kommen auch bei starken Korrekturen mit verhältnismäßig dünnen Gläsern aus. Dies macht einen beachtenswerten ästhetischen Unterschied, besonders bei hohen Dioptriewerten. Aber die Gefahr des Glasbruches ist bei mineralischen Gläsern, insbesondere bei sportlichen Betätigungen, wesentlich höher. Und das wesentlich höhere Gewicht darf auch nicht unterschätzt werden. Dieses kann Druckstellen begünstigen und somit den Tragekomfort massiv beeinträchtigen.

Einstärkengläser

Einstärkengläser verfügen ausschließlich über eine einzige Korrektionswirkung. Diese eher simplen Brillengläser werden gewählt, wenn nur eine Entfernung beim Sehen Probleme bereitet. Dem entsprechend wird eine Fern– oder Lesebrille eingesetzt.
Um die Probleme beim Fokussieren naher Gegenstände bei Weitsichtigkeit (Hyperopie) zu beheben, werden Gläser verarbeitet, welche eine sammelnde Wirkung aufweisen. Diese konvexe Form ähnelt der Linse des menschlichen Auges. Die Mitte des Glases ist also dicker, als deren Randbereich, wie beispielsweise bei Lesebrillen.
Ist hingegen das Sehen in die Weite erschwert, wird von Kurzsichtigkeit (Myopie) gesprochen. Zur Korrektur/Abhilfe einer mangelhaften Fernsicht werden Gläser mit konkaver Form und zerstreuender Wirkung verwendet. Sie sind in der Mitte dünner als außen. Die Stärke der Brillengläser wird in Dioptrien (Maßeinheit für die Brechkraft des optischen Systems/Brillenglases) bestimmt.

Gleitsichtgläser

Mit zunehmendem Alter macht sich die kontinuierliche Abnahme der Akkommodationsfähigkeit (Elastizität der Augenlinse) des normalen Auges bemerkbar. Die Augen sind immer weniger in der Lage nahe Dinge/Texte zu fokussieren. Dies kann einige Zeit mit Lesebrillen kompensiert werden. Besteht aber zusätzlich eine Kurzsichtigkeit, müssen für scharfes Sehen immer die Brillen gewechselt werden. Bi-und Trifokalgläser wären eine Lösung, aber die fast unumgänglichen Bildsprünge dieser Brillen können stören. Dann bieten sich Gleitsichtgläser als gute Alternative an. Diese Sehhilfen vereinen mehrere Brechwerte zur Korrektur von Nah- und Fernsichtproblemen. Die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Korrekturwerten sind fließend. Die obere Zone der Gleitsichtgläser verbessert die Fernsicht. In der Mitte ist das Glas so geschliffen, dass der mittlere Bereich deutlich gesehen werden kann und in der unteren Zone ist die Korrektur für die klare Sicht in die Nähe.

Bildschirmgläser

In der heutigen Zeit ist man an fast jedem Arbeitsplatz mit Aufgaben an Bildschirmen konfrontiert. Die Augen bewältigen rasche Bewegungen und sind mit dem Fokussieren von Dingen in unterschiedlichen Entfernungen konfrontiert. Diese Anstrengung löst schnell Kopfschmerzen aus. Bei zusätzlichen Sehstörungen führt das oft zu Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich. Dann können Bildschirmgläser, welche exakt auf die Büroarbeit abgestimmt sind, hilfreich sein. Diese gleichen üblichen Gleitsichtbrillen. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass die Entfernungen, auf welche die Brille ausgerichtet ist, kürzer sind. Der Nahbereich unten im Glas bleibt. Die mittlere Zone ist auf die Entfernung zum Bildschirm und die obere Zone für das Fokussieren von Gegenständen in ungefähr 4 Meter Entfernung eingestellt. Diese Gläser können auch ganz individuell auf den persönlichen Arbeitsplatz ausgerichtet werden.

Zweistärkengläser

Zweistärkengläser, sogenannte Bifokalgläser, entspringen ursprünglich der Idee von Benjamin Franklin. Dieser störte sich 1770 im Alter am zermürbenden Wechseln zwischen Nah- und Fernsichtbrille im Alltag. So erfand er die ersten Zweistärkengläser. Dafür teilte er seine Weit- und seine Nahsichtbrille in zwei Hälften und verarbeitete sie in einem Brillengestell so, dass sich oben die Sehhilfe für die Weite und unten jene für die Nähe befand. Die in einer Brille vereinten Gläser ermöglichten ihm, trotz Sehschwächen in die Nähe und Weite, scharfes Sehen in beide Entfernungen ohne lästiges Brillenwechseln. Auch wenn die modernen Brillen komfortabler sind, sieht man auch beim heutigen Bifokalglas eine klare Trennlinie beim Übergang von der Fernbrille oben zum Lesebrillenfensterchen unten. Grundmaterialien sind beispielsweise höher brechendes mineralisches oder phototropes Glas oder leichtes organisches Kunststoffglas.

Sonnenschutzgläser

Durch die schwindende Ozonschicht, nimmt dieser natürliche Schutz ab. Dies schädigt nicht nur die Haut, sondern vor allem auch die Augen. Beim Aufenthalt im Wasser oder im Schnee sind die Sehorgane neben dem direkten Sonnenlicht auch noch den oberflächenreflektierten Strahlen ausgesetzt. Da auch ein bewölkter Himmel nur wenig UV-Strahlung absorbiert, muss den Augen besondere Sorge getragen werden. Die Wahl der richtigen Sonnenschutzgläser ist entscheidend fürs Auge. Diese werden grundsätzlich aus den für Brillen üblichen Materialien hergestellt. Sowohl bei mineralischen Gläsern als auch bei denen aus Kunststoff sollte das Hauptaugenmerk auf dem UV-Schutz und dem Tönungsgrad liegen. Die Gläser zum Sonnenschutz müssen immer dem Einsatzgebiet angepasst sein. Im Flachland herrschen andere Lichtverhältnisse als im Schnee. Viele Brillenhersteller bieten auch gestärkte Sonnenschutzgläser an, deren Korrektur, der individuellen Alltagsbrille entspricht.